Antikythera: Antikes Schiffsfragment aus der Tiefe gehoben
Die Grabungskampagne 2025 am Schiffswrack von Antikythera, die vom 15. Mai bis zum 12. Juni durchgeführt wurde, ermöglichte die Bergung mehrerer noch miteinander verbundener Teile des Schiffs. Diese Fundstücke liefern Erkenntnisse zur antiken Schiffsbauweise und werfen ein neues Licht auf die Seefahrt im Mittelmeerraum in der Antike.
Sorgfältige Bergung von Holzfragmenten
Besondere Sorgfalt wurde auf die Bergung eines seltenen, verbundenen Holzensembles gelegt, das 2024 entdeckt worden war: dabei handelt es sich um drei Schiffsplanken, die noch mit einem Spant miteinander verbunden waren. Dank einer speziell dafür entwickelten Stützstruktur konnte das Schiffsteil 2025 unversehrt an die Oberfläche gebracht werden. Es stellt eine technische Meisterleistung dar und liefert wertvolle Hinweise zur antiken Schiffbautechnik. Die Konstruktion bestätigt die „shell-first“-Methode, bei der zuerst die Aussenhülle und anschliessend die innere Struktur gebaut wird, was typisch ist für den Mittelmeerraum zwischen dem 4. und 1. Jahrhundert v. Chr.
Erste Analysen zeigen, dass das Holz aus Ulme und Eiche besteht und möglicherweise um 235 v. Chr. datiert werden kann. Das Fragment misst etwa 0,40 m in der Breite und 0,70 m in der Länge. Die Planken, die dünner sind als jene, die Jacques-Yves Cousteau 1976 entdeckte (weniger als 5 cm dick), werfen mehrere Fragen auf: Gehören sie zu einem oberen Teil des Schiffs, zu einer Reparatur oder zu einem kleineren Begleitschiff? Eine detaillierte Untersuchung ist im Gange. Weitere Holzfragmente wurden in situ identifiziert, in Verbindung mit anorganischen (Blei, Kupfer) und organischen (Teer) Materialien, dies in der Nähe der von Cousteau erkundeten Zone.
Fragmente einer Skulptur
Beim Freilegen eines Felsens wurden Fragmente einer nackten männlichen Statue in Kontraposthaltung entdeckt und in situ dokumentiert. Nur ein Marmorsockel mit dem unteren Teil des linken Beins der lebensgroßen Statue konnte gehoben werden. Andere Fragmente sind in den harten Meeresablagerungen eingeschlossen und konnten bislang nicht geborgen werden.
Vielfalt der Amphorenfracht
Die Entdeckung von Amphoren aus Chios, die sich auf zwei verschiedene Bereiche des Wracks verteilen, zeigt eine grössere typologische Vielfalt als in früheren Kampagnen angenommen. Ein Tongefäß mit Ausguss, das Zerkleinern oder Mischen von Lebensmitteln verwendet wurde, liefert seltene Einblicke in die Bordküche der Antike.
Moderne Technologie und wissenschaftliche Dokumentation
Wie 2024 kamen geschlossene Kreislauf-Tauchsysteme mit Gasgemischen zum Einsatz, um die Sicherheit und die Tauchdauer zu optimieren. Die Operationen wurden von Mitarbeitern von Hublot Xplorations mit Unterwasserdrohnen in Echtzeit überwacht. Ein auf der Insel installiertes Feldlabor ermöglichte erste Analysen vor Ort. Die Grabungen wurden systematisch mit 3D-Photogrammetrie dokumentiert; die Daten – Zeichnungen, Fotos, Pläne – flossen in ein Geoinformationssystem (GIS) ein. Zusammen mit den Ergebnissen früherer Kampagnen bildet dieses Material nun eine wichtige Grundlage für künftige Forschungen.
Internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit
Das Forschungsprogramm 2021–2025 wird von der Schweizerischen archäologische Schule in Griechenland (ESAG) unter Aufsicht der Ephorie für Unterwasserarchäologie des griechischen Kulturministeriums geleitet. Es steht unter der Leitung von Dr. Angeliki G. Simosi (Ehrenkonservatorin im griechischen Kulturministerium) und Prof. Lorenz E. Baumer (Universität Genf). Die Feldarbeiten wurden von Dr. Patrizia Birchler Emery (Universität Genf) und der architekt-taucherin Aikaterini Tagonidou geleitet. Athina Patsourou, technische Taucherin, übernahm die Aufsicht für die Ephorie. Alexandros Sotiriou (assoziierter Forscher, Universität Genf) koordinierte das Tauchteam. Die fachliche Dokumentation wurde von Expertinnen und Experten der Universität Genf durchgeführt. Hublot Xplorations leistete entscheidende technische Unterstützung. Für die Organisation der Mission war Yiannis Bitsakis (Universität Genf und Nereus Research Foundation) verantwortlich.
Partner und Sponsoren
Das Forschungsprojekt „Rückkehr nach Antikythera“ steht unter der Schirmherrschaft von I.E. der Präsidentin der Hellenischen Republik, Frau Katerina Sakellaropoulou. Hauptsponsoren des Forschungsprogramms sind der Schweizer Uhrenhersteller Hublot, die Aikaterini Laskaridis Stiftung und die Nereus Forschungsstiftung. Die Telekommunikation wird von COSMOTE sichergestellt.
Photos und Pressemitteilungen
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Sylvie Fournier, Leiterin Kommunikation
Schweizerische Schule für Archäologie in Griechenland
communication@esag.swiss
+41 78 890 04 20
Prof. Lorenz Baumer, Projektleiter
Universität Genf
Lorenz.Baumer@unige.ch